Ist man nicht in einer Kirche sondern im Ringpark unterwegs, dann wundert man sich über eine solche Frage: "Woran glauben Sie?" Erwartungsvoll halten einem drei sympathische 14-jährige Mädchen ein Mikrofon unter die Nase: "Wir sind Konfirmandinnen von St. Stephan und St. Johannis und möchten Sie gerne zum Thema Glaube interviewen."

Manche überlegen kurz. Eine bekennende Atheistin lehnt ein Interview ab, leider. Das wäre spannend gewesen. Andere lassen sich darauf ein. Eine Journalistin hat einen differenzierten Blick auf kirchliche Glaubenspraxis. Sie geht zum Glauben lieber in die Natur. Eine junge Religionspädagogik-Studentin erzählt von ihrer persönlichen Beziehung zu Jesus Christus. Ein älterer Mann entdeckt gerade religiöse Themen neu durch einen Pfarrer und eine Kirchengemeinde, in der er sich engagiert. Das alte Ehepaar, das noch den letzten Weltkrieg miterlebt hat, findet keine Antworten darauf, wo und wie Gott eigentlich gegenwärtig ist.

Mit jedem neuen Interview überwinden die Jugendlichen die Hemmschwellen leichter, es macht zunehmend Spaß. Und die Antworten sind so verschieden wie die Menschen und das Leben selbst. Aber im Grunde sind nicht nur die anderen gefragt. Was glaube ich denn eigentlich? Die Antwort darauf kann letztlich immer nur eine persönliche sein. Die Jugendlichen haben auch selbst welche gegeben. Unter anderem haben sie für den Gottesdienst dieses Bekenntnis formuliert:

"Ich glaube an Gott, der jeden, wirklich jeden auf der Welt liebt. Der mir beisteht, wenn ich nicht weiterweiß. Ich glaube an Gott, an den ich glauben kann, ohne dass mir jemand dafür böse ist. Ich glaube an Gott, der die Welt für mich zu einem besseren Ort macht. Ich glaube an Gott, der mich segnet und mich schützt. Ich glaube an Gott, dem ich immer vertrauen kann. Ich glaube an seine Auferstehung, seinen Segen und das ewige Leben. Amen."

Am kommenden Sonntag, 12. Mai werden sie in St. Stephan konfirmiert, 16 an der Zahl. Ich finde sie alle einfach toll. Jugendliche, die bewusst leben und glauben. Das macht Freude und Hoffnung für die Zukunft.

Jürgen Dolling, Evangelischer Gemeindepfarrer in Würzburg St. Stephan