Wenn ich die Zeitung aufschlage, den Fernseher anmache oder nur einmal mit der Straßenbahn fahre, lese oder höre ich oft das Gleiche: Wie schrecklich und verlogen, hinterhältig und rückständig die katholische Kirche ist.
Da ich durch meine Tracht als Ordensfrau erkennbar bin, werde ich natürlich auch viel angesprochen. Obendrein arbeite ich als Gemeindereferentin für das Bistum Würzburg. Ganz ehrlich, in diesen Zeiten ist es nicht immer einfach, für die Kirche und in ihr zu arbeiten, obwohl ich meinen Dienst in der Seelsorge sehr liebe.
Wenn ich heute, am Mittwoch, dem 18.10.2023, bei einer Suchmaschine im Internet das Wort „Katholische Kirche“ eingebe, werde ich auf die Seite „ard.de“ verwiesen. Dort kommen folgende Überschriften: „ Weltsynode in Rom diskutiert über die Zukunft der Kirche“; „Bätzing zum Fall Hengsbach: Alles muss auf den Tisch.“; „Katholische Missbrauchsstudie: Spitze des Eisberges.“
Jeden Tag, jede Woche, seit Jahren die gleichen Themen und ich habe das Gefühl, es wird nicht besser. Ich möchte keineswegs den Missbrauch schmälern, sondern finde es gut und richtig, dass er aufgedeckt wird und die Täter zur Rechenschaft gezogen werden.
Die Frage, die mich beschäftigt ist: Besteht die Institution Kirche nur noch aus Missbrauch, Schwund der Mitglieder, Kritik an der Struktur, als ein veraltetes System? Am Liebsten würde ich schreien und ganz laut rufen: NEIN!
Als Gemeindereferentin habe ich mit so vielen verschieden und unterschiedlichen Menschen zu tun, von klein bis groß. Ich liebe es, mit Menschen über Gott zu sprechen, von Jesus und von der Bibel zu erzählen, Menschen in ihrem Sosein zu nehmen, wie sie sind, und zu begleiten.
Aber warum schreibe ich das? Das Evangelium vom Sonntag hat mich zum Nachdenken gebracht. Jesus stellt die Pharisäer und Schriftgelehrten in Frage – wie so oft. Er fordert Sie dazu auf, demütiger zu sein und mehr den Menschen zu dienen, als sich zur Schau zu stellen. Nicht „Wasser predigen und Wein trinken“ (Heinrich Heine). Das, was sie predigen, sollen sie auch tun.
Ich würde mir wünschen, dass wir Christen uns wieder auf unser Kerngeschäft beschränken, auf die Grundvollzüge der katholischen Kirche. Den Menschen dienen, mit ihnen Gottesdienst feiern und den Glauben vermitteln. Nicht von oben herab mit erhobenen Zeigefinger, sondern im Dialog und im Miteinander. Ich habe die Befürchtung, dass wir uns in den vielen negativen Schlagzeilen verrennen und dadurch die Menschen aus dem Blick verlieren, die sich vor Ort einbringen und dazu gehören, besonders die Kinder.
Ich bin gespannt wohin der Weg der Kirche geht, wohin der Geist Gottes sie führt, und wünsche mir, dass wir den Menschen im Sinne Jesu dienen können.
Gemeindereferentin Schwester Katharina-Elisabeth Glombik OSA, Praktische Theologin B.A.