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Wort zum Wochenende

Was wird an Fronleichnam gefeiert?

Das Zweite Vatikanische Konzil hat vor 50 Jahren einem Umdenken Platz gemacht, so Pfarrer Matthias Lotz.

Gestern war in Bayern und noch einigen weiteren Bundesländern ein Feiertag: der Fronleichnamstag. Wie könnte man jemandem, der nicht katholisch ist, erklären, was da eigentlich gefeiert wird?

Das Äußere ist schnell erzählt: Da gibt es vielerorts einen Gottesdienst im Freien bzw. eine Prozession, Blumenteppiche, die Musikkapelle spielt - je nach örtlicher Tradition wird das mehr oder weniger so ähnlich aussehen. Meistens ist heute alles nicht mehr so prachtvoll wie ehedem, und sogar in katholischen Orten erscheint das Ganze eher als Kuriosum. Im Zentrum der Prozession steht eine Hostie, eine kleine, dünne, runde Brotscheibe, die als Leib Christi verehrt und in einer Monstranz bei der Prozession mitgetragen wird. Das ist der Teil, den man leicht beschreiben kann.

Ein bisschen anders ist das, wenn man erklären soll, worum es geht, was Fronleichnam bedeutet. Es gibt da verschiedene Ansätze einer Erklärung: Manche erzählen vielleicht die Geschichte der Entstehung des Festes aus der mittelalterlichen Frömmigkeit.

Das Konzil von Trient hat vor 450 Jahren das Fronleichnamsfest als gegenreformatorische Machtdemonstration gewertet; dass an diesem Tag die evangelischen Bauern Mist auf die Felder verbrachten und die Katholiken dafür umgekehrt am Karfreitag, sind Begleiterscheinungen gewesen, die heutzutage kaum mehr nachvollziehbar sind.

Vor 80 Jahren gehörte im Dritten Reich Mut dazu, sich bei der Prozession zur katholischen Kirche zu bekennen: Mancherorts geriet das Fronleichnamsfest zu einer Protestveranstaltung gegen die herrschenden Nationalsozialisten.

Das Zweite Vatikanische Konzil hat vor 50 Jahren einem Umdenken Platz gemacht: Nicht mehr die prachtvolle Prozession, die zur Ausgrenzung der Andersgläubigen beiträgt, wurde in den Mittelpunkt gerückt, sondern die gemeinsame Feier des Mahles, das Jesus gestiftet hat. Es kam wieder stärker ins Bewusstsein, dass Christus nicht nur in der Form des Brotes angebetet und verherrlicht werden will, sondern mitten unter den Gläubigen anwesend ist und in ihrem Leben Platz ergreifen will. Und schon in den neutestamentlichen Briefen des Paulus wird eine Theologie von der Gemeinschaft der Getauften als der Leib Christi entfaltet. Dieses Bild ist kraftvoll und herausfordernd zugleich, weil es allen Christinnen und Christen zumutet und zutraut, Christus selber und sein Evangelium in der Welt sichtbar und erfahrbar zu machen.

Die äußeren Umstände haben sich durch die Geschichte hindurch immer wieder verändert und sie werden sich weiterhin verändern. Mag auch die Zahl der Teilnehmenden an den Fronleichnamsprozessionen geringer werden, Christen haben trotz allem Grund zu der Hoffnung, dass Christus unter ihnen ist, wo sie zusammenkommen und miteinander feiern.

Matthias Lotz, Pfarrer in Höchberg (Dekanat Würzburg)