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Wort zum Wochenende

Es kommt auf die Perspektive an

Es wäre also dringend an der Zeit, dass wir unsere Perspektive ändern, so Gemeindereferent Hubert Hemmerich.

In der Bibel steht geschrieben: „Wer nicht mit mir ist, der ist gegen mich“ (Evangelium nach Matthäus, 12,30). Dieser Satz geht von der Annahme aus, dass nur diejenigen, die sich auf meine Seite stellen, mir gegenüber auch loyal sind. Es verwundert schon ein bisschen, dass ausgerechnet Jesus diesen Satz äußert, vor allem, weil es in den Texten dieses Wochenendes auf einmal ganz anders klingt. Da hören wir Jesus sagen: „Keiner, der in meinem Namen Wunder tut, kann so leicht schlecht über mich reden“ und „Wer nicht gegen uns ist, der ist für uns!“ Das kann schon ein bisschen irritieren. Derselbe Mensch sagt offensichtlich das genau Gegensätzliche. Wie sollen wir das denn bitte verstehen?

Natürlich kommt es jeweils auf den Kontext dieser Worte an, aber Jesus will uns so auf einen grundsätzlichen Unterschied aufmerksam machen.

In beiden Aussagen geht es darum, wie man zu jemandem steht, wie wir zu IHM wirklich stehen. Wenn ich andere schlecht mache, wenn ich versuche, jemandem Steine in den Weg zu legen, ihm oder ihr etwas in die Schuhe zu schieben oder gar zum Bösen verführe, dann ist das sicher nicht im Sinne Jesu. Auf seiner Seite kann man nur voll und ganz stehen, nicht ein bisschen und auch nicht ab und zu mal. Jesus gegenüber kann man nicht neutral sein – deshalb seine deutliche Äußerung in Mt 12.

Wenn ich aber in seinem Namen etwas tue, dann handle ich nicht grundsätzlich falsch, nur weil ich mich auf ihn berufe. Eher kommt es darauf an, ob es etwas Gutes ist, das weiterhilft oder andere aus ihrer Not holt. Und: Es hat Auswirkungen – auf mein eigenes Leben und auf das der Anderen!

Es wäre also dringend an der Zeit, dass wir unsere Perspektive ändern. So oft wird in unserer Gesellschaft oder auch im kirchlichen Umfeld versucht, uns gegeneinander auszuspielen, uns zu entzweien, um Macht über uns zu gewinnen. Ein besserer Vorschlag wäre doch, dass wir wahr nehmen, wo wir verschieden sind und dass wir uns an der Vielfalt freuen, die dadurch entsteht! Vielleicht erkennen wir darin auch unsere Gemeinsamkeiten, die gemeinsame Sehnsucht nach Glück, nach Frieden und Liebe. Genau darum geht es Jesus: Seine Botschaft ist klar und deutlich, aber wir machen uns lieber das Leben schwer, als einander zum Leben zu helfen. "Wer nicht gegen uns ist, ist für uns!" So, wie Jesus es meint, ist dieses Wort nicht naiv, es ist vielmehr weise, denn es bedroht niemanden, sondern lässt dem Guten freien Lauf.

Kleiner Tipp für den Alltag: Nehmen wir den Blick von Jesus und seine Perspektive neu an – auch wenn wir es mit jemandem zu tun bekommen, den wir gerade gar nicht sehen wollten. Vielleicht ändert sich etwas in uns oder an und unserem Gegenüber.

Hubert Hemmerich, Gemeindereferent in der Pfarreiengemeinschaft Würzburg Innenstadt Nord